MPU 2025 & Problembewusstsein: – Fallbeispiel Teil 1 von 3
Wer zur MPU muss und sich bereits informiert hat, weiß: Problembewusstsein ist ein zentraler Bestandteil der Begutachtung.
Doch was bedeutet das eigentlich?
Viele glauben, es gehe darum, dem Gutachter einfach die „richtigen“ Antworten zu geben – ihn davon zu überzeugen, dass man sich „gebessert“ hat und keine Regeln mehr bricht. Doch das greift zu kurz.
Ein Regelverstoß ist nur das Symptom, nicht die Ursache. Der Gutachter will nicht nur hören, dass man sich verändert hat, sondern verstehen, warum es überhaupt zu Regelverstößen gekommen ist.
Wer sich darauf verlässt, eine einstudierte Geschichte aufzusagen, fällt in der Regel durch. Denn echtes Problembewusstsein kann man nicht auswendig lernen – es muss sich entwickeln.
In diesem Beitrag erkläre ich Ihnen, was Problembewusstsein wirklich bedeutet und wie Sie es entwickeln können. Anhand eines konkreten Fallbeispiels – einem jungen Mann, der wegen überhöhter Geschwindigkeit und Fahrerflucht zur Punkte-MPU musste – zeige ich, wie dieser Prozess aussieht und warum er individuell ist.
Definition und Konzept von Problembewusstsein
Problembewusstsein bedeutet nicht nur, sich seines Fehlverhaltens bewusst zu sein, sondern auch zu verstehen, warum es passiert ist. Es geht darum, die eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen und herauszufinden, welche Faktoren die Regelverstöße begünstigt haben.
Viele, die zur MPU müssen, denken anfangs:
„Ich habe einfach Pech gehabt.“
„Andere fahren auch so – nur ich wurde erwischt.“
„Die Strafen sind überzogen.“
„Die Blitzer sind extra so platziert, damit man reintappt.“
„Die wollen doch nur Geld machen!“
Diese Gedanken sind verständlich. Niemand zahlt gerne hohe Strafen oder verliert seinen Führerschein. Doch solange man sich darauf konzentriert, wer schuld ist (der Blitzer, die Polizei, der Staat), anstatt warum man selbst so gehandelt hat, bleibt man in der Rechtfertigung stecken.
Der entscheidende Punkt ist:
Warum bin ich wirklich so gefahren? Was hat mich dazu gebracht, Regeln zu ignorieren?
Das eigene Fehlverhalten zu analysieren, ist oft unangenehm. Es bedeutet, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein – und das kann Widerstand auslösen.
Meine Aufgabe in der MPU-Beratung ist es, wertfrei und neugierig mit Ihnen gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen. Ich schreibe Ihnen keine Antworten vor, sondern unterstütze Sie dabei, Ihre eigene Wahrheit zu erkennen. Am Ende entscheiden Sie selbst, was für Sie stimmig ist und was nicht.
Im folgenden Abschnitt erzähle ich von Nedu – einem jungen Mann, der sich dieser Reflexion gestellt hat. Gemeinsam haben wir in der Beratung ein starkes Erklärungsmodell für sein Verhalten entwickelt.
Fallbeispiel: Nedu und die Punkte-MPU
Nedu musste zur MPU, weil er mehrfach viel zu schnell gefahren war und schließlich nach einem Unfall Fahrerflucht begangen hatte. Er verlor seinen Führerschein und war überzeugt:
„Ich bin ein guter Fahrer. Ich habe ein schnelles Auto. Ich fühle mich in der Lage, schneller zu fahren als erlaubt. Ich fahre besser als andere.“
Vielleicht hatte er damit sogar recht. Vielleicht konnte er besser manövrieren, schneller reagieren und sein Fahrzeug in Extremsituationen sicherer kontrollieren als viele andere.
Aber darum geht es im Straßenverkehr nicht!
Seine Fähigkeiten als Fahrer standen nicht zur Debatte – sie sind nicht der Maßstab für Fahreignung im Straßenverkehr. Wer seine Fähigkeiten beweisen will, kann das auf der Rennstrecke tun. Im Alltag geht es nicht darum, wer am besten ein Fahrzeug beherrscht, sondern wer sich verantwortungsvoll und regelkonform verhält.
Ein guter Autofahrer ist nicht nur technisch versiert – er ist vor allem sicherheitsbewusst und sozial kompetent. Und genau das stand nach mehrfacher Auffälligkeit und Fahrerflucht berechtigterweise infrage. Der Maßstab für Fahreignung im Straßenverkehr ist Sicherheit!
Ein guter Autofahrer kann:
✔ Situationen vorausschauend einschätzen und Risiken minimieren.
✔ Regeln nicht als Einschränkung, sondern als Orientierung für ein faires Miteinander begreifen.
✔ Verantwortung für sich und andere Verkehrsteilnehmer übernehmen.
✔ Impulse kontrollieren und auch dann vernünftig handeln, wenn kein Blitzer oder keine Polizei in Sicht ist.
✔ Fehler eingestehen und sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen, anstatt sie zu verheimlichen.
Doch Nedu sah das anfangs anders. Für ihn waren Regeln eine Einschränkung seiner Freiheit. Der Führerscheinentzug machte ihn wütend, und die MPU empfand er als Schikane.
Doch er gehörte zu den Kandidaten, die zuhören, sich öffnen und ernsthaft reflektieren. Und das zeigte schnell Wirkung. Seine Vorbereitung dauerte kürzer als bei vielen anderen – nicht, weil er sich „gut verkaufen“ konnte, sondern weil er wirklich begann zu verstehen.
Die erste Reflexion: Warum bin ich überhaupt so gefahren?
Gemeinsam mit mir analysierte Nedu, was ihn dazu gebracht hatte, immer wieder zu schnell zu fahren.
Die Ursache lag in seiner Kindheit: Er wuchs in einem konservativen, streng kontrollierten Haushalt auf. Seine Eltern hatten hohe Erwartungen, setzten ihn unter Druck und ließen ihm wenig Freiheiten. Sie meinten es gut – aber für Nedu führte diese Strenge zu einem starken Autonomiebedürfnis vs. Autonomiemangel.
Im Straßenverkehr suchte er sich seine Freiheit. Das Gaspedal wurde zu seinem Mittel, Kontrolle über sein eigenes Leben zu spüren.
Geschwindigkeit war für ihn keine bloße Regelverletzung – sie war ein Ausdruck seines Autonomiebedürfnisses.
Ähnlich war es bei der Fahrerflucht: Nedu hatte gelernt, dass Fehler harte – teils körperliche – Bestrafungen nach sich ziehen. Als er nach dem Unfall Panik bekam, entschied er sich unbewusst für das, was er als Kind immer getan hatte: Weglaufen & Verheimlichen. Ein Ausdruck von seinem Sicherheitsbedürfnis.
Und wenn es um unerfüllte Bedürfnisse geht, gibt es nur ein Heilmittel: Sie zu erfüllen – oft auf jede erdenkliche Weise. Das gilt für uns alle, denn ein tiefes, ungelöstes Bedürfnis drängt immer nach Erfüllung, ganz gleich, ob bewusst oder unbewusst.
Für Nedu war es das schnelle Fahren im Straßenverkehr und die Fahrerflucht – ein Versuch, Autonomie und Kontrolle zu spüren. Für andere kann es der Konsum von Drogen oder Alkohol sein, der exzessive Konsum von Pornografie, extremer Sport, übermäßige Arbeit oder andere Verhaltensweisen, die kurzfristig ein inneres Loch füllen sollen.
Wir sind alle nicht befreit davon. Jeder von uns hat Mechanismen entwickelt, um mit unerfüllten Bedürfnissen umzugehen. Die Frage ist nur: Erkennen wir sie – und finden wir gesündere Wege, sie zu stillen?
Hier wird nicht nur deutlich, welche Erfahrungen in der Vergangenheit die Ursache für sein heutiges Verhalten sind, sondern auch, welche wichtigen Fähigkeiten ihm nie wirklich vermittelt wurden – Fähigkeiten, die ihm geholfen hätten, anders zu handeln.
Zwei zentrale Fähigkeiten, die nun gelernt werden müssen:
1️⃣ Autonomie im sozialen Miteinander erleben: Lernen, sich selbst zu behaupten, ohne sich gegen Regeln aufzulehnen. Eigenverantwortung entwickeln, ohne durch Rebellion gegen das System Autonomie erzwingen zu müssen.
2️⃣ Verantwortung übernehmen: Fehler akzeptieren, sich ihnen stellen, ohne Angst vor Bestrafung oder Wertverlust.
Der Mangel an diesen Fähigkeiten war das eigentliche Problem.
Und genau das ist Problembewusstsein.
Es geht nicht darum, sich selbst zu verurteilen. Es geht darum zu verstehen, warum man gehandelt hat, wie man gehandelt hat – und was wirklich nötig ist, um in Zukunft anders zu handeln.
Fazit: MPU bestehen — Warum Problembewusstsein der wichtigste Faktor ist
Das Beispiel von Nedu zeigt deutlich: Problembewusstsein ist kein auswendig gelernter Satz, sondern ein tiefgehender und bereichernder Prozess.
Er beginnt oft mit Widerstand, Rechtfertigungen und dem Gefühl, dass alles unfair ist. Doch wer bereit ist, tiefer zu schauen, erkennt, dass hinter Regelverstößen oft persönliche Muster stecken.
Die entscheidenden Fragen lauten:
✔ Warum habe ich so gehandelt?
✔ Welche unbewussten Bedürfnisse oder Prägungen haben mein Verhalten beeinflusst?
✔ Welche Fähigkeiten fehlen mir, um in Zukunft anders zu handeln?
Erst wenn diese Fragen ehrlich beantwortet wurden, beginnt echte Veränderung. Und genau das will der Gutachter in der MPU sehen: Nicht nur die Erkenntnis über das frühere Verhalten, sondern die Entwicklung neuer, nachhaltiger Verhaltensstrategien.
MPU sicher bestehen – So setzen Sie Erkenntnisse in die Praxis um
Wenn Sie sich in Nedu wiedererkennen oder merken, dass Ihr eigenes Problembewusstsein noch nicht vollständig entwickelt ist, dann ist das kein Grund zur Sorge – sondern eine Chance.
Denn genau hier setze ich an:
✅ Individuelle Beratung – keine Standardantworten, sondern echte Reflexion
✅ Verständnis statt Verurteilung – wir arbeiten wertfrei an Ihren Themen
✅ Effektive Strategien zur Veränderung – damit Sie nicht nur die MPU bestehen, sondern langfristig sicher fahren
Nach der Problembewusstsein kommt die Veränderung: Was die MPU wirklich sehen will
Problembewusstsein allein reicht nicht – es muss in nachhaltige Veränderung münden. Die MPU verlangt nicht nur eine reflektierte Einsicht, sondern auch einen nachweisbaren Wandel im Verhalten.
Für Nedu bedeutete das, sein Leben aktiv zu verändern. Er musste neue Entscheidungen treffen, um Autonomie auf eine gesunde Weise zu erleben, anstatt sie durch Regelverstöße zu erzwingen. Ebenso musste er lernen, für Fehler einzustehen, anstatt sie zu verstecken.
Die MPU setzt dafür in der Regel einen Stabilisierungszeitraum von mindestens sechs Monaten an. Dieser Zeitraum dient dazu, dass sich neue Verhaltensweisen festigen können und nicht nur kurzfristige Anpassungen sind.
Wie genau dieser Veränderungsprozess aussah, welche Hürden es gab und wie Nedu schließlich eine völlig neue Haltung zum Straßenverkehr entwickelte – das erfahren Sie im nächsten Teil.
👉 Blogpost Teil 2: Wie echte Veränderung gelingt
Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, welche Muster hinter Ihrem Verhalten stecken – und wie Sie nachhaltig daran arbeiten können.
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